Was ist ein Tee Kultivar? - Tee Wissen

Granny Smith, Riesling und Yabukita. All diese drei Dinge haben eines gemeinsam: sie sind Kultivare. Täglich haben wir mit Kultivaren zutun, vielen ist der Begriff dennoch fremd. Wir klären auf und erzählen euch, was ein Teekultivar ist. Wo liegt der Unterschied zwischen Varietät und Kultivar? In welchen Ländern sind welche Sorten am gängigsten? Hier erfährst Du es!

Tee Kultivar Teepflanzen Japan Teepflanzen

Botanik 101 – Das Kultivar

Was beim Tee das Kultivar ist, ist beim Wein die Rebsorte. Oder bei Äpfeln die Apfelsorte. Grob kann man als Kultivar alle Gattungen einer Pflanzenspezies mit Ähnlichen genetischen Merkmalen bezeichnen. So wird schwarzer, grüner und weißer Tee aus der Teepflanze hergestellt, welche man als Camellia Sinensis bezeichnet. Innerhalb der Gattung der Teepflanze gibt es Sorten mit verschiedenen Ausprägungen und biologischen Eigenschaften.

Teepflanzen aus Indien sind genetisch verwandt mit Teepflanzen aus Japan, die indischen Teesträucher sind aber eher an ein tropisch feuchtes Klima gewohnt. Die japanischen Pflanzen kommen dagegen besser mit den harten japanischen Wintern zurecht. Vergleichbar ist dies mit den Rebsorten beim Wein. Pinot Noir und Riesling sind zwei verschiedene Rebsorten mit unterschiedlichen Eigenschaften, aber beides sind am Ende des Tages Trauben. Das gleiche gibt es auch beim Tee.

Der Unterschied zwischen Varietät und Kultivar

Die Pflanzenvarietät beschreibt die Übergruppe der Pflanzenart, welche auf natürliche Weise entstanden ist. Bei der Teepflanze Camellia Sinensis gibt es zwei Varietäten: die Camellia Sinensis Var. Sinensis (auch Chinasaatpflanze genannt) und die Camellia Sinensis Var. Assamica.

Kultivare sind dagegen durch Kreuzung und natürliche Selektion entstandene Untersorten dieser Varietäten. Oft werden sie von den Teefarmen durch Kreuzungen gezüchtet. In Japan und Taiwan gibt es sogar eigene Forschungsstationen, die sich eigens damit beschäftigen neue Kultivare zu züchten und zu erforschen.

Berühmte und wichtige Teekultivare

Je nach Land gibt es einige dominierende Teekultivare, welche aufgrund verschiedener Eigenschaften von vielen Teefarmer präferiert werden. Je nach Klima, Terroir oder gewünschtes Geschmacksprofil gibt es so von Land zu Land ganz unterschiedliche Teepflanzen. 

Japan

In Japan ist das Kultivar Yabukita am beliebtesten, da es äußerst resistent gegen Frost und Krankheiten ist, einen sehr hohen Ertrag bringt ein dem Tee einen frischen, grasigen Geschmack verleiht. Dazu hat diese Art ein von Natur aus starkes Umami, was bei den Japanern besonders beliebt ist.

Weitere beliebte Kultivare in Japan sind:

  • Okumidori, viel Umami, herzhafter Geschmack
  • Saemidori, leicht und frisch
  • Samidori, sehr ausgewogen
  • Gokou, wird oft für Matcha und Gyokro verwendet
  • Uji Hikari, natives Kultivar der Region Uji

Taiwan

Auch in Taiwan gibt es viele verschiedene Sorten der Teepflanze. Im landeseigenen Forschungslabor für Tee, der Taiwan Research and Extension Station, werden kontinuierlich neue Sorten erforscht und entwickelt. Aber auch durch Kreuzung wurden hier viele wunderbare Sorten gezüchtet. Das in Taiwan am häufigsten verwendete ist Qing Xin 青心, was so viel wie "grünes Herz" auf Deutsch bedeutet. Dieses Sorte wird besonders gerne bei den hochwertigen Hochlandtees verwendet. Das Kultivar wächst langsamer als andere, was zwar zu geringeren Ernteerträgen, aber auch zu einer höheren Qualität und einem feineren Aroma führt.

Mehr wichtige Sorten in Taiwan:

  • Jin Xuan TTES* #13, michige-cremiger Geschmack
  • Cui Yu, auch Jade Oolong genannt
  • Hong Yu, auch Ruby 18 oder TTES* #18
  • Si Ji Chun, wächst auch im Winter

*TTES = Taiwan Tea Experiment Station

Teepflanzen Taiwan

Indien

In Indien gibt es keine all zu große Vielfalt an Kultivare. Viele Gebiete in Indien sind stark spezialisiert auf eine Sorte und benötigen keine große Vielfalt an unterschiedlichen Pflanzen. Zudem wird in Indien noch nicht all zu lange Tee produziert, es wird also erst seid "kurzem" experimentiert und geforscht.

Einige Teegärten haben dennoch eigene Kreuzungen hervorgebracht. Dazu gehören:

  • Bannockburn 157
  • Phoobsering 312
  • Ambari Vegetative 2 **

Besonders für schwarzen Tee wird darüber hinaus auch oft die Assamica Varietät der Camellia Sinensis angebaut. Mit ihr lassen sich oft hohe Ernteerträge erzielen. 

Teepflückerinnen Teecultivar

China und andere Länder

Besonders das riesengroße China hat eine immense Vielfalt an Kultivaren. Eine Liste mit allen verschiedenen Sorte aufzuzählen währe ein Mammutprojekt. Anders als in Japan oder Taiwan gibt es im Reich der Mitte auch kein dominierendes Kultivar, sondern es werden je nach Region für eine bestimmte Sorte für einen bestimmten Tee genutzt. Für den berühmten Grüntee Long Jing wird so zumeist das Kultivar Long Jing 43 verwendet, für weißen Tee die Sorten Fuding Da Bai und für schwarzen Tee Souchong. Viele Teesorten haben also ein eigenes Kultivar, welches nur verwendet wird, um einen Typ Tee herzustellen.

In anderen ostasiatischen Ländern wie Thailand oder Vietnam benutzt man gerne die Kultivare aus Ländern wie Taiwan oder China. Es wird oft versucht, berühmte Tees zu imitieren, da diese einen höheren Preis auf dem Mark erzielen können. In Laos dagegen wachsen noch uralte Teebäume, welche bis zu 10+ Metern hoch stehen und mehrere hundert Jahre als sind. Hier ist die Teeproduktion noch ein altes Handwerk und die Bäume wachsen fast ausschließlich wild.

Als Teehändler wollen wir unseren Kunden stets das Maximum an Transparenz bieten. Auf vielen unserer Teeverpackungen geben wir daher auch das verwendete Teekultivar an. Damit wir wollen nicht nur mit herausragendem Geschmack unserer Tees, sondern auch mit unserer Fachkenntnis über das Thema punkten. Wir wollen für dieses wundervolle Produkt begeistern und so viele Informationen wie nur möglich weitergeben. Schau dich doch mal in unserem vielfältigen Tee Shop um und entdecke faszinierende Tees aus der ganzen Welt!