Nachhaltigkeit in der Teeproduktion

Im Jahr 2019 ist es immer noch ohne Probleme möglich, handwerklich produzierten Tee zu trinken. Die Frage ist nur: Wie lange noch? Was können wir tun, um eine nachhaltige und ökonomisch sinnvolle Teeproduktion auch in Zukunft sicherzustellen?

Die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit für produzierende Unternehmen ist in der westlichen Welt bereits ein riesiges Problem. Stellen wir uns nur einmal vor, welche Herausforderungen ein Teebauer aus Nepal bewältigen muss. Dieser Artikel soll vor allem auf die ökonomischen Herausforderungen des nachhaltigen Teeanbaus eingehen.

Was ist Nachhaltigkeit?

Zuerst muss man sich fragen: Was bedeutet „Nachhaltigkeit“ überhaupt? Laut Herman Daly, einem Ökonomen der Weltbank, sind vor allem drei Faktoren ausschlaggebend:

  1. Die Abbaurate erneuerbarer Ressourcen darf die Regenerationsrate dieser Ressourcen nicht übersteigen.

  2. Das Niveau der Emissionen darf nicht höher liegen als die Assimilationskapazität der Umwelt.

  3. Der Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen muss durch eine entsprechende Erhöhung erneuerbarer Ressourcen kompensiert werden.

Bezogen auf die Teeindustrie bedeutet das ganz einfach: Ein Teegarten muss in der Lage sein, Produkte herzustellen, ohne dabei seine eigene Lebensgrundlage zu zerstören. Durch den übermäßigen Einsatz synthetischer Düngemittel wird das Feld irgendwann unbrauchbar – und in Zukunft könnten dort keine Produkte mehr wachsen.

Wenn ihr mehr über den Teeanbau und dessen Nachhaltigkeit wissen wollt, schaut doch mal hier vorbei. 

Nachhaltikeit in der Teeindustrie - wie sieht die Zukunft aus?

Die Teeindustrie ist aufgrund des steigenden Bedarfs in den letzten 200 Jahren rasant gewachsen und hat sich von einer lokalen Industrie zu einem internationalen Geschäft mit hoher Wettbewerbsdichte entwickelt. Die Überflutung des Marktes mit günstigen Tees unter 5 € pro 100 g bedroht die Branche massiv. Mit Ausnahme von China herrscht ein enormer Preisdruck auf die Teegärten. Das Angebot aus Ländern wie Sri Lanka und Kenia ist im Bereich der günstigen Tees immens. Das Resultat ist ein Preisverfall – einfache Angebots- und Nachfrageökonomie.

Tee hat sich zu einer gefragten internationalen Handelsware entwickelt, die denselben ökonomischen Gesetzen folgt wie viele andere Güter. Der Anbieter mit dem geringsten Preis ist meist am schnellsten im Verkauf – ganz unabhängig von der Qualität. Das Ergebnis: Viele Teegärten bewegen sich kaum noch in der Gewinnzone und können gerade so mit ± 0 überleben.

Ein begünstigender Faktor ist zudem, dass gerade in ländlichen Regionen die jungen Generationen in die Städte abwandern. In vielen Ländern fehlt es schlicht an Arbeitskräften. In Taiwan z. B. greifen Teebauern bereits auf Arbeitskräfte aus Vietnam oder Thailand zurück, da in Taiwan selbst kaum noch jemand auf den Feldern arbeiten möchte. Ähnlich wie in Japan werden hier künftig wohl Erntemaschinen eingesetzt werden müssen – langfristig gibt es kaum Alternativen.

In den steilen Berghängen Indiens habe ich mit eigenen Augen verwilderte Teefelder gesehen – ein trauriger Anblick, der leider keine Ausnahme bleiben wird.

Tee Produktion Nachhaltigkeit

Ein harter Kampf für die Kleinen. Was kann man tun?

Dieses ökonomische Phänomen betrifft vor allem kleine Teegärten – von dort beziehen auch wir unsere Tees. Diese familiengeführten Betriebe produzieren oft hochwertigste Spitzentees, allerdings in geringen Mengen und mit konstanten Lohnkosten. Große Produzenten, die vor allem CTC-Tees von geringerer Qualität herstellen, profitieren hingegen von Skaleneffekten.

Eine Lösung für kleine Produzenten kann der Zusammenschluss zu Bauernkooperativen sein. So werden sie auch auf internationalen Märkten relevanter. Solche Kooperativen finden sich etwa in Nepal, im Süden Indiens oder in den Bergen Taiwans. Die Bauern sind meist nur für das Ernten zuständig; die Weiterverarbeitung erfolgt in gemeinschaftlichen Teefabriken. Gewinne werden fair verteilt, die Landwirte erhalten gerechte Löhne und haben zugleich geringe Fixkosten.

Wir unterstützen diese Kleinbauern, wo immer es möglich ist. Faire Löhne und direkter Handel sind bei uns keine Ausnahme, sondern die Regel. Wir lieben Tee – aber wir wollen dieses wundervolle Getränk nur genießen, wenn es weder Mensch noch Natur schadet. Langfristig ist Nachhaltigkeit keine Option, sondern ein Muss.

Liebe Kunden, wir möchten euch hochwertigen Tee anbieten und damit auch kleine und unabhängige Teebauern unterstützen. Dadurch können wir uns mit Stolz die Friends of Tea nennen.