Teehandel 101 - Teil 1: Teehandel & der spannende Opiumkrieg
Güter und Waren aus fernen Ländern zu konsumieren ist für die allermeisten nicht mehr wegzudenken. Wir leben in einer vernetzten und globalisierten Welt in der es vollkommen selbstverständlich geworden ist, Zugang zu Produkten von der anderen Seite der Erdkugel zu haben. Wie konnte es dazu kommen, dass wir so einen Durst nach Gütern wie Tee haben, welche kaum Wurzeln in unserer Kultur tragen? In dem ersten Teil unserer neuen Reihe Teehandel 101 wollten wir euch die Welt aus der Sicht eines Teehändlers näherbringen und erklären, wie Tee gehandelt wird.
Die ersten Teehandelsrouten
Heutzutage ist es relativ leicht, Waren um die Welt zu verschiffen. Containerschiffe, Flugzeuge und Güterzüge ermöglichen es uns, Waren innerhalb weniger Tagen und Wochen um den gesamten Globus zu schicken. Vor einiger Zeit war es aber sehr kostspielig und zeitaufwendig exotische Güter aus fremden Ländern zu beschaffen. Tee aus China nach Europa zu verschiffen dauerte oft 6 Monate oder mehr. Da zu Beginn noch Segelschiffe verwendet wurden, war die Reisedauer unberechenbar und variierte stark. Zudem wurden die langen Überfahrten durch Stürme und Piraterie weiter gefährdet. Mit dem Aufkommen der Dampfschiffe würde die Zeit auf See berechenbarer und zudem wurde das Risiko, Schiffe auf hoher See zu verlieren, immer geringer.
Auch die Route, welche die Schiffe damals nahmen, war noch deutlich anders. Heutzutage passieren die meisten Schiffe auf ihrem Weg von Asien nach Europa den Suez-Kanal in Ägypten. Früher mussten die Schiffe aber eine wesentliche längere Route um Afrika und das Kap der Guten Hoffnung herum nehmen.
Händler im Rennen nach Osten
Das Wort Aktiengesellschaft lässt viele daran glauben, dass es sich bei einem mit Aktien handelnden Unternehmen um eine recht moderne Erfindung handelt. Tatsächlich ist das Prinzip einer Aktiengesellschaft aber schon mehrere Hundert Jahre alt. Besonders zwei Aktiengesellschaften haben den globalen Handel, und auch die Teewelt, besonders geprägt. Die rede ist zum einen von der im Jahre 1600 gegründeten British East India Company und der 1602 gegründeten Vereinigde Oostindische Compagnie, kurz VOC, sprich die niederländische Ostindien Kompanie.
Was diese zwei Unternehmen besonders erfolgreich machte, war ihre neuartige Unternehmensstruktur. Im 17. Jahrhundert war das Risiko, ein Schiff auf einer Expedition zu verlieren, noch ziemlich hoch. In ein ganzes Schiff zu investieren und dieses auf Übersee zu verlieren glich dem sicheren Bankrott. Geld für solche Missionen zu erhalten war äußerst schwierig. Der berühmte Seefahrer Christoph Columbus zum Beispiel brauchte lange, bis er die spanische Krone überzeugen konnte, ihm ein paar Schiffe zur Verfügung zu stellen. Die Seefahrt war einfach eine riskante Angelegenheit (Columbus verlor insgesamt neun Schiffe auf seinen Reisen).
Anstatt also Unsummen für teure Schiffe und Mannschaften ausgeben zu müssen, ermöglichte die VOC und die britische Ostindien-Kompanie, kleine Anteile an Handelsexpeditionen in Form von Aktien zu erwerben, um so das Verlustrisiko zu streuen. Ein Schiff zu verlieren war (finanziell) deutlich weniger schlimm, wenn einem nur ein paar Prozent des Schiffes gehörte. So konnten die Investoren in viele verschiedene Handelsexpeditionen investieren und sich sicher sein, dass das ein oder andere Schiff garantiert mit exotischen Gütern und teuren Gewürzen zurück kommen würde und große Gewinne abwirft.
Das Bild zeigt die "Warley", eines der Handelsschiffe der East India Companie. © National Maritime Museum, Greenwich, London. Caird Fund.
Geld für Handelsschiffe
Das ganze System wurde zudem vom niederländischen Staat unterstützt, welcher privates Eigentum schütze und dafür sorgte, dass sich jeder an seine vertraglichen Abmachungen hielt. Die Briten gingen sogar noch weiter und sicherten ihrer Kompanie das Recht darauf, ein Handelsmonopol zu errichten. Im Gegensatz dazu sammelten die Königshäuser in Frankreich und Spanien Geld aus Krediten, welches sie in Armeen und unnötige Kriege stecken, welche das Geld pulverisierten. dadurch gingen ihnen die Investoren aus und es war ihnen nicht mehr möglich, genug Kapital für neue Handelsschiffe zu bekommen. Die Briten und die Niederländer hatten freie Bahn.
Die Nachfrage nach exotischen Gütern wie Tee war in Europa zu jener zeit stark unelastisch, was bedeutet, das die Nachfrage stets sehr konstant blieb, egal welcher Preis für die Waren verlangt wurde. Im Gegensatz dazu sorgten schon minimale Schwankungen im Angebot zu extremen Schwankungen im Preis der Ware. Der reichen Kundschaft war egal, was sie zahlen mussten. Die Hauptsache war, dass sie bekamen, was sie wollten. So entwickelte sich Tee, vor allem in Großbritannien, zu einem Statussymbol und jeder wollte es besitzen. Viele waren begeistert von den neuen und spannenden Waren aus fernen Ländern.
Im Laufe der Zeit konzentrierten sich die Niederländer stärker auf den Handel rund um die Region um Indonesien, wo sie hauptsächlich mit Gewürzen wie Muskat oder Zimt handelten. Die Briten dagegen verleibten sich den indischen Subkontinent ein. In der Zwischenzeit wandelte sich Tee in Großbritannien und Teilen Europas vom Luxusgut zum Produkt des Alltags. Die gehandelte Menge Tee vergrößerte sich und drückte den Preis langsam nach unten. Der Teehandel wuchs weiter und der Bedarf stieg.
Nachdem die Briten ihre Kolonien in Amerika verloren hatten, waren die Staatskassen leer. Es musste dringend eine neue Einkommensquelle her. Der teure Teehandel mit den Chinesen führte schließlich zu einem Handelsdefizit, heißt, es floss mehr Geld aus Großbritannien als hinein kam. Der britische Unmut wurde zudem von den strikten Handelsauflagen der Chinesen geschürt, welche nur in bestimmten Häfen den Handel erlaubten, feste Handelspreise festlegten und den Briten das betreten des chinesischen Festlandes verweigerten.
Der erste Opiumkrieg
Die Lösung für ihr Geldproblem fanden die Briten schlussendlich in Bengalen, einer Provinz in Indien. Hier förderte die Ostindien-Kompanie Anbau und Produktion von massenweise Opium. Da man als staatliche Organisation die Hände "rein" halten wollte, wurde das Opium nicht direkt nach China verkauft, sondern wurde im Hafen von Kalkutta an private Händler abgesetzt. Die Händler schmuggelten das Opium schließlich nach China und verkauften dieses dort mit einem stattlichen Gewinn. Diese Gewinne wurden wiederum genutzt, um Tee von den Chinesen zu kaufen und diesen für noch höhere Gewinne in England zu veräußern. Mit diesem Geschäft machten sowohl die Ostindien-Kompanie, die privaten Händler als auch die Schmuggler in China gigantische Gewinne. Zudem wurde das heimische Bedürfnis nach Tee gestillt. Allerdings nicht ohne Folgen für China.
In China wurde das Opium währenddessen zu einem gigantischen Problem. Die Qualität des in Bengalen produzierten Opiums überstieg die des in China produzierten bei Weitem, was den Absatz des Opiums dort vereinfachte. Dem Kaiserhaus gefiel dies absolut nicht, weshalb ein Mann namens Lin Zexu beauftragt wurde, den Opiumschmuggel in der Stadt Kanton zu unterbinden, das Opium zu vernichten und die westlichen Händler zu vertreiben. Um Blutvergießen zu verhindern, übergaben die Händler auf Befehl von Sir Charles Elliot den gesamten Opiumvorrat von 20.283 Kisten an die Chinesen. Elliot versprach den Händlern eine Kompensation durch die Krone, was vollkommen unrealistisch war, denn der Marktwert der Kisten belief sich knapp auf den gesamten Jahreshaushalt der britischen Krone. Die britischen Händler wurden vertrieben und zogen sich auf eine felsige, damals noch kaum besiedelte Insel namens Hong Kong zurück.
Zurück in Vereinigten Königreich bekamt der britische Außenminister Lord Palmerston Nachricht von den Ereignissen von China. Erzürnt über die Kompetenzüberschreitung von Sir Elliot und dessen Versprechen den Händlern gegenüber fasste er den Plan, den Chinesen die britische Macht zu demonstrieren und China dazu zu zwingen, für das zerstörte Opium aufzukommen. Nachdem jegliche Verhandlungen zwischen China und dem british Empire gescheitert sind, zeigten die Briten ihre gesamte Macht gegen die Chinese. Die britischen Truppen konnten auf dem Festland wohl wenig ausrichten, aber zu Wasser waren die mit modernen Kanonen ausgestatteten Schiffe der Briten den Chinesen haushoch überlegen.
Entlang der Küste belagerten die Briten eine Hafenstadt nach der anderen. Flussmündungen wurden blockiert und der gesamte Flussverkehr ins chinesische Festland stand still. Das chinesische Kaiserhaus sah sich machtlos und einigte sich schließlich auf einen Friedensvertrag mit dem Empire, für das sie viele Zugeständnisse machen musste. So erlaubten die Chinesen den Briten, die Insel Hong Kong langfristig zu besiedeln und dort einen Handelsaußenposten zu gründen. Zudem wurden weitere Häfen geöffnet und die vorherigen starken Einschränkungen auf den Teehandel gelockert. Nur auf die Legalisierung von Opium wollten die Chinesen unter keinen Umständen nicht einlassen.
Der Opiumkrieg steht symbolisch für das unterdrückende Verhalten westlicher Kolonialmächte. Durch die Bedürfnisse des Empires litten viele Menschen in Asien, Afrika oder Amerika. Als Teehändler sehen wir uns in der Verantwortung, dafür zu sorgen, dass solch ein Verhalten nicht wiederholt wird und wir unseren Kunden fair produzierten Tee anbieten. Zudem möchten wir Transparenz zu unseren Produkten schaffen und den sozialen Handel stärken.
Hong Kong und seine Bedeutung für den Teehandel
Nach der Besetzung durch das Empire entwickelte sich Hong Kong zu einem wichtigen Teehandelsplatz für das britische Empire. Über die kleine Insel wurde lange Zeit der Großteil der asiatischen Tees gehandelt und nach Europa verschifft. Noch heute sitzen viele namhafte Teehändler in Hong Kong und etliche Tonnen chinesischer Tees werden über Hong Kong gehandelt. Die Händler dort haben ein hohes Ansehen und dazu den Ruf, nur hochqualitative Waren anzubieten.
Die geografische und kulturelle Nähe zum chinesischen Festland und der prägende Einfluss des british Empire führte dazu, dass sich in Hong Kong eine ganz eigene Teekultur entstand und eine Fusion aus Östlichen und Westlichen Einflüssen ergab. In vielen Teehäusern wird man die chinesische Aufgussmethode des Gong Fu Cha finden, in der Tee mit all seinen Facetten zelebriert und genossen wird. Besonders der PuErh Tee wird in der Stadt oft getrunken. Auf den Märkten und den Restaurants wird man dagegen häufig den berühmten Hong Kong Milk Tea finden, ein besonders aufgegossener, kräftiger Schwarztee, welcher mit kondensierter Milch serviert wird, ähnlich wie es die Engländer gerne tun.
Wie sich Groß Britannien unabhängig vom chinesischen Teehandel machte
Lange waren die Briten vom chinesischen Teehandel abhängig. Nur China konnte die nötige Menge und Qualität liefern, um den Durst der Europäer zu stillen. Diese Abhängigkeit war für beide Parteien lästig, da die Briten sich durch den relativ unfreien Handel eingeschränkt fühlten und die Chinesen ihre Ware eher unfreiwillig zu geringen Gewinnen herausgeben mussten, wenn sie nicht eine weitere Machtdemonstration des Empires wie im Opiumkrieg spüren wollten.
Deshalb wollten die Briten selber Tee anbauen lassen. Im Jahre 1834 wurde in der indischen Stadt Kalkutta eigens ein Komitee gegründet, welches sich damit beschäftigen soll, Teepflanzen und Samen aus China zu besorgen. Wenig später stellte sich heraus, dass in der Region Assam in Indien bereits Teepflanzen wuchsen. Die in Indien heimischen Teepflanzen waren zwar eine andere Varietät als die Pflanzen in China, aber dies war der Beweis, dass der Teeanbau in Indien möglich ist.
Tee aus den in Indien beheimateten Teepflanzen ergaben ein stärkeres und bitteres Getränk als Tee aus den chinesischen Teepflanzen. Beide Sorten sind genetisch Miteinander verwandt, werden aber als unterschiedliche Varietäten benannt. Die Varietät Assamica ist auf dem indischen Subkontinent zuhause und ist etwas größer, robuster und ertragreicher. Die Camellia Sinensis Varietät Sinensis ist dagegen in China beheimatet und wird daher auch Chinasaatpflanze genannt. Ihr Geschmack ist etwas milder und ihre Blätter sind kleiner und zierlicher. Heutzutage sind die Übergänge zwischen beiden Sorten fließend. Oftmals wurden beide Varietäten gekreuzt um bestimmte Eigenschaften hervorzuheben (wie die japanische Teepflanze Yabukita, welche zu 10 % aus Assamica besteht und deshalb hohe Ernteerträge bringt).
Im Jahr 1848 wurde der schottische Botaniker Robert Bruce auf Expedition nach China gesandt. Dort gelang es ihm, Teepflanzen und -samen von den Chinesen zu ergattern. Zudem konnte er einige chinesische Teemeister davon überzeugen, mit ihm zurück nach Indien zu kommen und ihr Wissen dort weiter zu geben. Die chinesischen Pflanzen wurden in der Region Darjeeling angepflanzt, wo auch heute der Großteil der Teepflanzen chinesischen Ursprungs ist. In Assam und den anderen indischen Teeanbauregionen sind dagegen oft noch Pflanzen der Assamica Varietät zu finden.
Heute lassen sich in Indien viele berühmte Teeanbaugebiete finden, darunter:
- Darjeeling
- Assam
- Dharamsala
- Nilgiri
- Meghalaya
- Sikkim
Darüber hinaus wird auch viel Tee auf Sri Lanka und dem Staat Nepal produziert. Besonders Tee als Nepal hat in den letzten Jahren einen massiven Qualitätssprung erlebt. So bieten wir auf unserem Online Shop zwei hervorragende Schwarztees aus dem nachhaltig produzierenden Jun Chiyabari Teegarten in Nepal an!
Wir wollen den Teehandel revolutionieren
Großbritannien hat seine Bedürfnisse mit allen Mitteln durchgesetzt, oft zum Leid anderer. Tee, wie auch viele andere Konsumgüter, wurden und werden unter sozial kritischen Bedingungen produziert. Für uns ist es deshalb Zeit, etwas im Teehandel zu ändern. Wir als Händler können dafür sorgen, nur nachhaltig und fair produzierte Tees anzubieten und die Welt dadurch ein Stück besser zu machen. Wir wollen, dass durch den Konsum unserer Produkte kein Mensch leiden muss und im besten Fall sogar eine Steigerung seiner Lebensqualität erfährt.
Im nächsten Teil unserer Reihe Teehandel 101 wollen wir euch daher zeigen, wie wir unseren Tee einkaufen und was die Friends of Tea vom restlichen Teehandel unterscheidet.
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Wir wollen fair uns nachhaltig agieren und etwas ändern. Falls Du nach der Leserei durstig geworden bist, dann schau doch mal in unserem Online Shop vorbei. Hier findest Du hochwertige, nachhaltig angebaute und fair produzierte Tees, um deinen Durst zu stillen. Wir freuen uns auf deinen Besuch!