Teehandel 101 - Teil 2: Klassischer & moderner Teehandel

In diesem Beitrag wollen wir euch den Unterschied zwischen dem klassischen und dem direkten, modernen Teehandel zeigen und euch nahelegen, warum es Zeit wird, in der Teewelt etwas zu verändern.

Teehandel Teefeld

Der klassische Teehandel

Als klassisch bezeichnen wir den Teehandel, wie er so schon seit mehreren Jahrzehnten vorherrscht. Darunter fallen zum Beispiel große Unternehmen, welche ihre Produkte zum Großteil in Supermärkten absetzen sowie die alteingesessenen Großhändler. Natürlich ist es schwer, all diese Unternehmen zu verallgemeinern, denn die Unternehmensstrukturen und die dahinter stehende Philosophie können stark schwanken. Ohne also mit dem Finger zu zeigen, wollen wir euch in einem Gedankenexperiment zeigen, wie es am besten nicht im Teehandel ablaufen sollte.

Beginnen wir unsere Reise in einem Teegarten in Sri Lanka. Wobei Garten eindeutig beschönigend ist, denn die Landflächen gleichen eher gigantischen Anwesen als Gärten. Sir Lanka ist eine Insel südlich des indischen Subkontinentes und eines der größten Teeanbaugebiete der Welt. Produziert wird vor allem schwarzer Tee für den Export. Über eine Millionen Menschen sind hier in der Teeindustrie beschäftigt, knapp 4 % der Landmasse von Sri Lanka sind mit Teepflanzen bedeckt.

Auf den Feldern arbeiten meist Frauen, welche in der sozialen Struktur der Gesellschaft weit unten stehen. Bezahlt werden die Arbeiterinnen nach Gewicht, der Lohn fällt oft mager aus. Wenn es regnet, kriegen die Pflückerinnen so meist weniger Geld, da die gepflückten Blätter schwerer sind und weniger geerntet werden kann, und zudem der Lohn pro Kilogramm für die nassen Teeblätter geringer angesetzt wird.

Die Plantagen sind häufig gigantisch groß und gehören großen Unternehmen oder landwirtschaftlichen Verbänden. Nach der Ernte wird der Tee in großen Produktionsanlagen fertiggestellt. Tee aus Sri Lanka hat meistens ein eher kleines und feines Blatt, welches sich ideal dafür eignet, in Teebeuteln verwendet zu werden.

Nach der Produktion geht der fertige Tee in den Verkauf. Den Tee direkt von den Produzenten über den freien Markt zu erwerben ist schwierig. Der Großteil der Tees wird nur auf Aktionen an den höchst bietenden versteigert. Die Ware geht meistens an regionale Händler, welche den Tee von verschiedenen Plantagen sammeln und anschließend weiterverkaufen. Die lokalen Händler verkaufen den Tee wiederum an nationale Großhändler in Indien oder Sri Lanka weiter. Von hier aus wandert der Weg weiter in die Welt hinaus.

Teehandel Tee kaufen

Wird der Tee nach Europa verschifft, landet er höchstwahrscheinlich in einem der großen Häfen in Rotterdam, Bremen oder Hamburg. Hier sitzen viele Großhändler, welche Tee aus aller Welt aufkaufen und einlagern. Wo auch immer man in Europa ein Tasse Tee genießt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Tee über Deutschland oder die Niederlande gehandelt wurde.

In Europa angekommen hat der Tee eine lange und vor allem weite Reise hinter sich. Herauszufinden, woher der Tee ursprünglich herkommt, ist an diesem Punkt nahezu unmöglich. Die Tagesproduktionen einer einzigen Plantage reicht meist nicht aus, um den Bedarf großer Unternehmen zu decken. Daher werden verschiedene Batches einer oder mehrerer Farmen gemischt.

Die Tea Taster der Händler entscheiden dafür erst, welchen Tee sie in welchen Mengen sie einkaufen. Sie wissen genau, wie der Tee, nachdem sie suchen, schmecken muss und wie sie die Tees mischen müssen, um einen gewünschten Geschmack erreichen zu können. Für große Marken ist es wichtig, den Kunden einen konstanten, immer gleich bleibenden Geschmack bieten zu können. Da Tee ein Naturprodukt ist, unterliegt es Schwankungen in Qualität und Geschmack. Die Tea Taster müssen also Tees verschiedenen Ursprungs so mischen, dass der Geschmack möglichst konstant bleibt.

Das Resultat ist eine Mischung verschiedener Tees unterschiedlicher Herkunft, ein sogenannter Blend. Bei solch einer Mischung ist es unmöglich, herauszufinden, wo der Tee ursprünglich herkommt. Die Blätter gehen unter in einer belanglosen Masse. Das Gegenstück zu einem Blend wäre der single-Origin Tee, welcher aus nur einer Charge eines einzigen Teegartens besteht.

Jetzt geht es darum, den Tee in die Regale der Supermärkte, Lebensmittelhändler und Gastronomen zu bekommen. Loose oder in Teebeuteln verpackt reist der Tee von Lager zu Lager oder wird in LKWs von einem Logistikzentrum zum nächsten gebracht. Von Frische lässt sich hier schon lange nicht mehr reden. Wie der Tee nun schmeckt, sollte er dann mal endlich seinen Weg in ein heißes Wasserbad in einer Tasse finden, müssen wir euch wahrscheinlich nicht mehr erklären.

Unser Tee-Einkauf erklärt

Teehandel Friends of Tea

Unser Tee-Einkaufsprozess ist dagegen äußerst kurz und für alle Beteiligten unkompliziert. Dabei ist der Prozess immer des selbe. Ganz gleich, ob wir in Japan, Taiwan, Indien, Nepal oder China einkaufen, wir beziehen unseren Tee immer direkt von unseren Partnerfarmen. Ohne einen Zwischenhändler weit und breit.

Sobald wir feststellen, dass unser Teelager leer ist, nehmen wird mit einer unserer Partnerfarm Kontakt auf uns geben eine Bestellung auf. All unsere Produkte werden direkt beim Teegarten geordert, zu denen wir eine persönliche Beziehung pflegen und welche wir teilweise schon vor Ort besucht haben. Zudem horten wir keine riesigen Mengen Tee in unserem Kölner Lager, sondern bestellen in regelmäßigen Intervallen, damit wir immer frischen Tee anbieten können.

Ab durch den Zoll

Ist die Bestellung im Teegarten eingegangen, wird diese verpackt und macht sich auf die Reise, meistens mit dem Flugzeug. Das ist bei unseren Mengen aktuell der effizienteste Transportweg. In Zukunft planen wir auch, über den Seeweg zu verschiffen, um dadurch das Klima weiter zu schonen. Vom Teegarten bis nach Deutschland vergehen circa ein bis zwei Wochen, je nach Ursprungsland.

Danach wird die Lieferung noch vom Zoll kontrolliert. Je nach Jahreszeit kann dies auch einige Tage in Anspruch nehmen. Dem Zoll ist wichtig, dass die eingeführte Ware sauber ist. Dazu wird ein zertifizierter Labortest gefordert, welcher für jede einzelne Teesorte nachweißt, dass Grenzwerte für Schadstoffbelastungen eingehalten werden. Fehlt diese Bescheinigung, nimmt der Zoll selber Proben.

Nach dem Zoll hat der Tee es fast geschafft. Nun wird der Tee an unser Lager in Köln geliefert, wo er anschließend weiter umverpackt wird. Die Größe der Gebinde, in denen der Tee bei uns ankommt, variiert je nach Ursprungsland stark. Tees aus Taiwan kommen meist in Gebinden von nur 250-500 g, japanische Tees meistens in Tüten je ein Kilogram und Sendungen aus China oder Indonesien gerne auch mal in 5-10 kg schweren Säcken. Natürlich ist es uns wichtig, so wenig Müll wie nur möglich zu verursachen, weshalb wir alle unsere Zulieferer darum bitten, möglichst Größe Gebinde zu verschicken. Nicht immer sind unsere asiatischen Partner aber so flexibel.

Unsere Kriterien für den Tee-Einkauf

Neben dem direkten Einkauf bei den Teegärten legen wir bei unserem Einkauf wert auf zwei weitere Kriterien: den Anbau der Tee nach ökologisch nachhaltigen Kriterien und die faire und sozial Vertretbare Behandlung der Arbeitskräfte vor Ort. Um Mensch und Natur zu schützen wollen, wir unseren Kunden nur saubere Tees bieten, welche frei von jeglichen synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sind.

Zudem ist uns überaus wichtig, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter fair für ihre Arbeit entlohnt werden und gut von ihrer Arbeit leben können. Bei unserem Besuch im Glenburn Tea Estate in Darjeeling haben wir so zum Beispiel gelernt, dass das Kind jeder Pflückerin ein Anrecht darauf hat, später auch eine Arbeitsstelle in dem Teegarten zu bekommen. Zudem wird kostenlose Bildung und saubere Unterkunft bereitgestellt.

Teehandel Tee kaufen

Beschaffungsprobleme in Taiwan und Japan

In Ländern wie Taiwan oder Japan muss man sich weniger Sorgen um sozial bedenkliche Arbeitsbedingungen machen. Die Arbeitsstandards hier sind sehr hoch, zudem herrscht hier ein starker Mangel an Arbeitskräften, was dafür sorgt, dass die ArbeiterInnen auf dem Feld oder in den Fabriken hohe Löhne fordern können.

Ein größeres Problem in diesen Ländern ist, sortenreine Tees zu bekommen, welche garantiert aus einer bestimmten Region stammt. In Taiwan gibt es eine Art "Tee Mafia", welche Oolong Tees aus Thailand oder Vietnam importiert und diese teurer als falsche taiwanesische Oolongs verkauft. Die Menschen des Teegartens und ihren genauen Standort zu kennen ist in Taiwan daher besonders wichtig. So können wir sicherstellen, dass es sich garantiert um sortenreine, single-origin Tees aus Taiwan handelt. Zudem spielt die Lage des Gartens in Taiwan eine besondere Rolle, besonders bei den berühmten High Mountain Oolongs. Denn es gilt: je höher der Teegarten über dem Meeresspiegel liegt, desto höher ist die Qualität.

Eine weitere Hürde für den Teehandel in Taiwan ist, dass der hier produzierte Tee meist im eigenen Land verbraucht wird. Die Taiwanesen trinken viel Tee, warum sich also die Mühe mit langen Versandwegen und Einfuhrbedingungen machen, wenn man die Produkte mit viel weniger Aufwand im eignen Land loswerden kann? Ein Faktor, welcher uns in die Hände spielt, ist der biologische Anbau. Es gibt in Taiwan wenige Teegärten, welche Wert darauf legen, nachhaltig zu produzieren. Für die Teebauern bedeutet es viel Aufwand, biologisch angebauten Tee zu erzeugen, was den Tee zwangsläufig teurer als den der Konkurrenz macht. Viele Einheimische sehen es nicht ein, diesen Aufpreis zu bezahlen, weshalb nachhaltig arbeitende Teegärten in Taiwan und auch in Japan Abnehmer im Ausland suchen.

Die Kundschaft in westlichen Ländern ist viel eher bereit, mehr für Tee zu bezahlen, besonders wenn es sich um ökologisch erzeugte Produkte handelt. Diesen Aufpreis müssen wir als Unternehmen auch zahlen, damit unsere Partnerfarmen auch weiterhin auf natürlichen Wege arbeiten und ihre Produkte gewinnbringend an uns verkaufen können. Diesen Aufpreis können wir aber mehr als gut ausgleichen in dem wir direkt mit den Teegärten handeln und auf unsere Produkte mit nur geringen Margen an unsere Kunden weiterverkaufen.

Vor und Nachteile des direkten Handels

Der direkte Handel mit Tee ist wesentlich transparenter als der indirekte, klassische Teehandel. Wir können euch genau sagen, wo unser Tee herkommt und euch dadurch ein Maximum an Transparenz und Informationen geben. Darüber hinaus haben wir durch den direkten Handel Zugang zu ungewöhnlichen und besonderen Teesorten, welche ihren Weg normalerweise gar nicht nach Europa finden. Und als wäre dies nicht schon genug können wir durch diese Herangehensweise auch dafür sorgen, garantiert organisch angebaute und fair produzierte Tees einzukaufen.

Aber, gibt es an der Sache auch einen Haken? Selbstverständlich, denn für uns bedeutet der direkte Einkauf wesentlich mehr Aufwand. Wir müssen uns mit dem Zoll herumschlagen, eigene Lieferketten aufbauen und die Mammuthaufgabe bewältigen, in weit entfernten Kontinenten geeignete Produzenten zu finden. Andere Tee Online  Shops schlagen nur den Katalog eines norddeutschen Großhändlers auf, geben eine Bestellung ab und haben ohne Mühe und Aufwand innerhalb weniger Tage Tee auf lagern.

Aber das reicht uns nicht. Wir wollen unseren Kunden nicht nur etwas Gutes, sonders das beste vom besten bieten. Wir möchten uns vom Einheitsbrei des üblichen Teehandels abheben und unseren eigenen Weg gehen. Dafür ist uns keine Mühe zu groß und wir hoffen, dass ihr das auch in eurer Tasse merken werdet!

Lust auf Tee bekommen?

Vielleicht konnten wir dich mit unserer Herangehensweise überzeugen und haben deinen Durst geweckt! Wird würden uns freuen, wenn Du unseren Online Shop besuchen würdest. Hier findest Du hochwertige Teesorten aus aller Welt. Direkt gehandelt und nachhaltig angebaut!